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DVM 2013   Abschluss-Pressebericht zur DVM 2013
01.01.2014 von Klaus Steffan

Von einem traditionsreichen Spiel und einer Modernen Revolution
Deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Jugendlichen in der Altersklasse U12 im Turnierschach im Schloss Schney



„Schlauberger – Oberstratege – Querdenker“. Wahrlich markante Hauptwörter prangten dieser Tage am Eingang der Franken-Akademie im Schloss Schney vor dem Hintergrund brauntoniger Schachfiguren.
Selbstbewusst klangen diese Einwortsätze, aber sie hatten schon auch ihre Berechtigung. Denn bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Jugendlichen in der Altersklasse U12 waren die Schach-Schlauberger aus ganz Deutschland tatsächlich unter sich.

„In den Türrahmen muss noch ein Klebeband“, empfiehlt Schiedsrichter Alexander Wodstrschil aus dem schwäbischen Rain am Lech beim Eintreten in der Regieraum gleich neben dem Turniersaal. Ein Detail, eine Belanglosigkeit. Aber eine mit Symbolcharakter. Denn wirklich alles soll professionell sein, was die Rahmenbedingungen für die jungen Denksportler anbelangt, und da kann ein zu lautes Türen schließen schon stören. „Turnierruhe“ heißt das Zauberwort bei jeder schachlichen Großveranstaltung. Irgendwie hat man das Gefühl, hier in Schney wird sie besonders großgeschrieben.
„Da sitzt die Elite Deutschlands. Die Kinder bringen über Stunden unglaubliche Konzentrationsleistungen und haben es verdient, dass man sie während der Partien in ihrer eigenen Welt in Ruhe lässt“, erklärt Cheforganisator Klaus Wiemann vom SV Seubelsdorf. Seit Monaten hat er in jeder freien Minute für diese Veranstaltung geschuftet, und dass faktisch alles reibungslos über die Bühne geht, ist letztlich das größte Kompliment für ihn.
Damit also Ruhe im Saal herrscht, haben sich alle rund 40 Betreuer der fast 100 Kinder und auch die Schachkiebitze stets hinter einer fast magischen gelben (Demarkations-?)Linie in mindestens zwei Metern Entfernung von den Brettern aufzuhalten. Auch das hat seinen Sinn, zumal der Einflussnahme von Dritten sonst Tür und Tor geöffnet wäre. Das totale Verbot von Handys und sonstigen elektronischen Geräten tut ein Übriges. Doch was ein wahrer Schacher ist, für den ist Fairplay ein selbstverständliches Ethos.

So rauchten also über vier Tage die Köpfe, zweimal täglich setzten die Schülerinnen und Schüler (auch sieben Mädchen waren mit von der Partie) sich ans Brett, um zwischen zwei und vier Stunden diesen „stummen Dialog mit dem Gegner“ auszutragen auf den 64 Feldern, die in dieser Zeit ihre Welt bedeuten. Das ist aber schon das Einzige, was diese Deutsche Meisterschaft mit den Schachturnieren von anno dazumal gemein hat.

Ansonsten haben die neuen Medien, das Internet vor allem, dieses traditionelle Spiel komplett revolutioniert. „Schach ist vernetzt und ist im Netz auch gut darstellbar“, erläutert Mitorganisator und IT-Experte Klaus Steffan. In riesigen Datenbanken spielt man Partien des potenziellen Gegners nach, um sich in der Wettkampfvorbereitung auf dessen Stil, Stärken und Schwächen einzustellen. Gleich nach dem Match werden Partienotationen im Netz eingegeben, man verfügt über einen separaten Analyseraum, eine Medienzentrale, jeweils betreut von Schülern der Deutschen Schachschule des Meranier-Gymnasiums, dazu gibt es Ersatzspieler- und Blitzturniere.

Schach total also. Fast beruhigt es da, wenn SVS-Betreuer Matthias Bergmann von einer Begebenheit mit einem frisch angereisten Teilnehmer und dessen erster Frage zu berichten weiß: „Wo ist die Turnhalle?“ Ganz klar: Zwischen den Partien muss die Anspannung raus, muss dem Bewegungsdrang nachgegeben werden. Ganz normale Kinder also, nur eben mit einer Sonderbegabung im Schachspiel.

Ach ja, gewonnen hat natürlich auch ein Team, und SG Aufbau Elbe Magdeburg vor den Hamburger SK und den Treptower SV 1949.

Die Seubelsdorfer Schachkids Daniel und Vanessa Wiemann, Sebastian Werner, Verena und Tobias Kolb mit 4 Mannschaftspunkten auf den um einen Rang verbesserten 19. Platz, nachdem in der letzten Runde noch ein glatter 4:0 Sieg eingefahren werden konnte.

Eines aber ist sicher: Wer bei der alten Frage, ob Schach denn Sport sei, ein bisschen arg vor-schnell die Brettstrategen als „Klötzchenschieber“ (Zitat Franz Beckenbauer) abtut, der wäre hier in Schney vielleicht zu einer etwas differenzierteren Anschauung gekommen.


-cv-


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